Prinz Kaspian von Narnia by C.S. Lewis

Prinz Kaspian von Narnia by C.S. Lewis

Autor:C.S. Lewis
Die sprache: deu
Format: epub, mobi


Was Lucy sah

Suse und die beiden Jungen waren vom Rudern todmüde, bevor sie das letzte Vorgebirge umschifft hatten und in die Spiegelwasserbucht hineingerieten. Lucys Kopf schmerzte, nachdem sie viele Stunden in der Sonne gesessen und auf das glitzernde Wasser geschaut hatte. Selbst Trumpkin sehnte das Ende der Reise herbei. Der Steuersitz, auf dem er saß, war für Männer gemacht, nicht für Zwerge, und seine Füße reichten nicht bis an die Bodenbretter. Jeder kann nachfühlen, wie ungemütlich solcher Zustand schon nach nur zehn Minuten ist. Je müder sie wurden, umso mehr sank ihr Mut. Bis jetzt hatten die Kinder nur daran gedacht, wie sie Kaspian erreichen könnten. Nun machten sie sich allerlei Gedanken. Was sollten sie tun, wenn sie ihn gefunden hätten? Wie kann eine Handvoll Zwerge und Geschöpfe der Wildnis ein Heer erwachsener Menschen schlagen?

Langsam folgten sie den Windungen des Spiegelwassers im Zwielicht - in einem Zwielicht, das sich vertiefte, als die Ufer enger zusammenrückten und die überhängenden Bäume sich fast über ihren Köpfen trafen. Es war hier, wo das Meeres rauschen hinter ihnen verklungen war, ganz still. Sie konnten sogar das Tröpfeln der kleinen Rinnsale hören, die aus dem Wald in den Spiegelbach flössen.

Endlich gingen sie an Land. Sie waren viel zu müde, auch nur zu versuchen, ein Feuer anzumachen. Selbst ein aus Äpfeln bestehendes Abendessen war besser, als sich die Mühe zu machen, irgendetwas zu fischen oder zu jagen, obwohl sie fast alle geglaubt hatten, keine Äpfel mehr sehen zu können. Nachdem sie eine Weile schweigend gekaut hatten, kuschelten sie sich zwischen vier großen Buchen zusammengedrängt in das Moos und das trockene Laub.

Alle außer Lucy schliefen sofort fest ein. Lucy, die viel weniger müde war, konnte keine gemütliche Stellung finden. Außerdem hatte sie vergessen, daß alle Zwerge schnarchen. Dagegen wußte sie, daß es, wenn man gern einschlafen möchte, am besten ist, es nicht gewaltsam zu versuchen. Also öffnete sie ihre Augen. Durch eine lichte Stelle zwischen den Farnkräutern und den Zweigen konnte sie gerade einen Fleck des Spiegelbaches und den Himmel darüber sehen. Da entdeckte sie - und die Erinnerung war aufregend - wieder die hellen Sterne von Narnia. Einst hatte sie sie besser gekannt als die Sterne unserer Welt, weil sie als Königin von Narnia viel später ins Bett gegangen war, als es ein Kind in England tun muß. Da waren die Sterne nun wieder, und von ihrem Platz aus konnte sie immerhin drei von den Sterngruppen im Sommer sehen: das Schiff, den Hammer und den Leoparden. »Lieber alter Leopard«, murmelte sie glücklich in sich hinein. Anstatt schläfriger zu werden, wurde sie immer wacher; sie befand sich in einem seltsamen, träumerischen, nächtlichen Wachzustand. Der Bach wurde heller. Sie wußte jetzt, der Mond schien darauf, wenn sie ihn auch nicht sehen konnte. Und dann begann sie zu fühlen, wie der ganze Wald gleich ihr erwachte. Ohne zu wissen, warum sie es tat, erhob sie sich rasch und ging eine kleine Strecke vom Lager fort.

»Wie wunderschön ist dies«, sagte Lucy zu sich selbst. Es war kühl und frisch; überall zogen köstliche Düfte durch die Luft.



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